> Messingen (Geschichte)

Teil II: Neubau der Kirche (1862) bis Umpfarrung der (politischen) Gemeinde Brümsel von der Pfarrgemeinde St. Georg Thuine nach St. Antonius Messingen (1921)

In die Amtszeit des Pfarrverwesers Karl Reckling fällt die Bauzeit der jetzigen Pfarrkirche St. Antonius. Sie sollte die Kapelle ersetzen, deren Anfänge sich bis ins hohe Mittelalter zurückverfolgen lassen.

Das Schiff der Kapelle wies fast 1,46 m starke Mauern auf, die aus Granit waren und bis 1806 nur kleine Lichtöffnungen, aber keine Glasfenster hatten. Der Chor, anscheinend im 16. Jahrhundert gebaut, hatte 3 Spitzbogenfenster. Im Chor und Schiff war ein einfaches Kreuzgewölbe. Die Kapelle maß im Innern 19 Fuß Breite, 55 Fuß Länge und war 18 Fuß hoch (1 Fuß = 0,314 m). Der Turm wurde 1855 um 4,67 m erhöht. Die spitzbogigen Türen und Fenster des Turmes hat man anscheinend nachträglich erweitert. Dieser Turm blieb beim Neubau der jetzigen Kirche erhalten. Die Hoffnung, weitere Bauteile der alten Kapelle in den Neubau der Kirche einbeziehen zu können, zerschlug sich aber, als während der Abbrucharbeiten die Wände nacheinander zusammenstürzten, noch bevor ihr jeweiliger Abriss geplant war. So stellte sich heraus, dass der Kirchenbau nicht nur notwendig war, weil das überkommene Gotteshaus zu klein, sondern auch, weil es höchst baufällig war.
Nachdem am 3. Oktober 1861 der Kirchenbau von der Gemeindeversammlung beschlossen worden war, erstreckte sich die gesamte Bauzeit der neuen Kirche über fast sieben Jahre vom Anfahren der ersten Fuhre Baumaterial, das die Messinger Bauern in vielen Hundert Fuhren mit ihren Pferdewagen von weither, z.B. von den Steinbrüchen bei Ibbenbüren-Steinbeck, abholten und zum Bauplatz brachten, bis zur Aufstellung der letzten Kirchenbank und des Beichtstuhls.
Für die Zeit des Abbruchs der alten Kirche und der Bauzeit der neuen wurde die letzte der drei 1850 noch vorhandenen Scheunen, die unter den mächtigen Eichen auf dem Friedhof gestanden und der Sammlung der Zehntabgaben gedient hatten, als Notkirche hergerichtet und am 12. Juni 1862 von Pastor Reckling eingeweiht, nachdem er am 10. Juni zuvor die letzte hl. Messe in der alten Pfarrkirche gefeiert hatte.
Am 7. August 1862 erfolgte in Anwesenheit der gesamten Gemeinde, der Geistlichen der benachbarten Gemeinden und des Oberamtmanns Hüpeden aus Lingen die Grundsteinlegung durch Dechant Diepenbrock mit einer Urkunde. Der Grundstein mit dem Datum ist in der Mauer hinter dem Chor der Kirche zu sehen.
Nachdem das Gebäude und der Altar vollendet waren, wurde die Kirche am 30. November 1863, dem Tag des hl. Andreas, durch den Osnabrücker Bischof Paulus Melchers (später Erzbischof von Köln und Kardinal) in Anwesenheit aller Dekanatsgeistlichen feierlich konsekriert und im Altar Reliquien des hl. Martyrers Innocentius geborgen.
Die Fertigung und Aufstellung der gesamten Inneneinrichtung war allerdings erst fünf Jahre später abgeschlossen. Am 29. Juli 1868 konnten die Baurechnungsbücher zugemacht werden.

Die Anschaffung der Orgel, die 1868 getätigt wurde, fällt schon in die Amtszeit des Pfarrverwesers Georg Behnes, ebenso der erste große Schaden am neu errichteten Gotteshaus, denn am 9. Mai 1872 schlug im Zuge eines sehr heftigen Gewitters der Blitz in den Turm der Pfarrkirche ein und richtete erheblichen Schaden an; es war ein schwerer Schock für die Gemeinde, die so umfangreiche Leistungen und so große Opfer für ihre Kirche erbracht hatte. Da aber die Versicherung den Schaden übernahm, entstanden den Messingern keine Kosten durch das Unglück.

Im Jahre 1872 wurde auch für 868 Taler eine neue steinerne Einfriedigung des Friedhofs geschaffen.
Im Jahre 1876 feierte die katholische Welt den 30.Jahrestag des Pontifikats Papst Pius IX. . Die Messinger ehrten den heiligen Vater, indem sie da, wo damals die Südostecke des Friedhofs war, eine Linde pflanzten. Diese „Pius-Linde“ ist noch vorhanden, ebenso der außen an der Frerener Straße sichtbare Gedächtnisstein.
Die Zeit von 1880 bis zum 1. Weltkrieg, in der Johannes Baute so segensreich in Messingen wirkte, weist wenig markante Ereignisse der örtlichen Kirchengeschichte auf. Erwähnt werden muss aber die Zuweisung der Pfarrei Messingen an das neu errichtete Dekanat Freren. Am 1. Mai 1901 hatte nämlich Hubertus Voß, Bischof von Osnabrück, das alte Dekanat Lingen in die neuen Dekanate Lingen und Freren geteilt. Außerdem berichtet die Pfarrchronik vom Jahre 1913, dass zur Erinnerung an den Sieg des Christentums über das Heidentum „ 2 Lindenbäume auf dem Turmplatz am Kirchhof“ gepflanzt wurden und ein Gedenkstein in der Kirchhofsmauer mit der Jahreszahl 1913 angebracht wurde.
Ein Jahr später brach der 1. Weltkrieg aus, der auch von der Gemeinde Messingen seine Opfer forderte. – 24 ihrer Söhne, die den Waffenrock getragen hatten, kehrten nicht heim. Sie waren auf den Schlachtfeldern gefallen und ruhten nun in fremder Erde. Ihnen setzte die Gemeinde 1919 auf dem Kirchplatz an der Frerener Straße ein Denkmal. Es erhob sich auf einer von Ecksteinen gesäumten Plattform als schlanke Pyramide aus Feldsteinen, die in der oberen Hälfte unterbrochen war von einem hohen quaderförmigen Bauteil, das vorn ein Eisernes Kreuz trug, an den Seiten die Platten mit den Namen der Gefallenen und oben ein Gesims, über dem sich die Spitze erhob. Diese zierte ein Kreuz, unter dem sich ein Anker als Zeichen der Hoffnung und ein Palmzweig als Symbol des Friedens kreuzten. Das Ganze brachte offensichtlich den Opfertod der Gefallenen in Verbindung mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod und der Hoffnung auf Frieden, Hinweis, dass sie nicht umsonst gestorben sind.
Gegenüber dem Verlust an Menschen war der zweier Kirchenglocken leichter zu verschmerzen. Sie mussten am 25. Juni 1917 abgeliefert werden, um Rohstoff für die Herstellung von Waffen und Munition zu gewinnen.
Im Februar 1921 wurde vom Kirchenvorstand eine Haussammlung für neue Glocken durchgeführt. Die Firma Otto in Hemelingen lieferte zwei. Die Gemeinde Brümsel erklärte sich bereit, die dritte Glocke zu stiften. – Diese Glocken sollten im Zweiten Weltkrieg das gleiche Schicksal erfahren wie ihre Vorgänger im Ersten.

Der Bau des erwähnten Kriegerdenkmals und die Anschaffung neuer Kirchenglocken fällt bereits in die Amtszeit von Pfarrer Heinrich Rechtien, dem Nachfolger von Pfarrer Baute, der am 1. Ma1 1918 nach 38jähriger Tätigkeit in den Ruhestand gegangen und am 27. März 1919 im Thuiner Krankenhaus gestorben war. Schon vor seiner Pensionierung war er in seinen seelsorgerischen Aufgaben unterstützt worden von den Kooperatoren Hermann Rothlübbers (1915 - 1916) und Wilhelm Stolz (1916 bis 1. Mai 1918).
Seit dem 1. Mai 1918 war nun Heinrich Rechtien Pfarrer in Messingen. Von den Ereignissen, die in seine Amtszeit fallen, war für die Pfarrgemeinde Messingen das wohl wichtigste die Umpfarrung der (politischen) Gemeinde Brümsel von der Pfarrgemeinde St. Georg Thuine nach St. Antonius Messingen.
Bis 1806 war die Geschichte von Messingen und Brümsel, kirchlich betrachtet – man denke an die vielfältigen Leiden und Schikanen, die die katholische Bevölkerung durch die reformierte Obrigkeit, zuerst der der Oranier, dann der der preußischen Könige, erleiden musste – gleichlaufend gewesen. Während aber Messingen in jenem Jahr zur selbständigen Pfarrei erhoben worden war und die Messinger seitdem, statt nach Thuine zum Gottesdienst zu gehen, ihre religiösen Pflichten in der eigenen Kirche absolvieren konnten, mussten die Einwohner Brümsels von nun an 115 Jahre lang an der Messinger Kirche vorbeigehen oder -fahren, um in Thuine ihren religiösen Pflichten nachzukommen.
Auch die Brümseler Schulkinder mussten noch mehr als 20 Jahre täglich zwei Stunden zu Fuß unterwegs sein, um in Thuine am Unterricht teilzunehmen, bis auf Vermittlung des Erzpriesters Hohmann aus Lingen der Weihbischof von Osnabrück unter Zustimmung des katholischen Konsistoriums mit Wirkung vom 25. Juni 1827 Brümsel und Messingen zu einem Schulverband vereinigte. Zur Christenlehre und zum Kommunionunterricht mussten die Brümseler Kinder aber weiterhin nach Thuine, bis 1874 die bischöfliche Erlaubnis wurde, da Messingen empfangen konnten.erteilt wurde, dass sie diesen Unterricht auch in Messingen empfangen konnten.
Seit dem 1. April 1921 gehörte dann Brümsel in kirchlicher Beziehung endlich ganz zur Pfarrgemeinde Messingen.

Über folgende Links können Sie direkt in die verschiedenen Teile springen:

Teil I:  Kapellengemeinde Messingen (1295), Erhebung zur eigenen Pfarrei (1806) bis zum Neubau der St.-Antonius-Pfarrkirche (1862) ....     

Teil II: Neubau der Kirche (1862) bis Umpfarrung der (politischen) Gemeinde Brümsel von der Pfarrgemeinde St. Georg Thuine nach St. Antonius Messingen (1921) ...

Teil III: Amtszeit Pfarrer Waterloh, Pfarrer Vehner und Pfarrer Dobbe (1937 bis 1969) ...

Teil IV:
Amtszeit Pfarrer Clemens (1969 bis 1985) ...

Teil V:
Am 01. Februar 1985 wurde Siegfried Frommeyer Pfarrer in Messingen ...

Teil VI:
Gründung der Pfarreiengemeinschaft St. Vitus Freren, St. Servatius Beesten, St. Georg Thuine, Unbefleckte Empfängnis Mariens Suttrup, St. Antonius Messingen und St. Andreas Andervenne, unter der Leitung von Pfarrer Hermann Krallmann ...

Teil VII:
Pfarreiengemeinschaft Freren unter leitendem Pfarrer Jürgen Krallmann ...

Teil VIII:
Priester, die aus unserer Pfarrgemeinde hervorgegangen sind ...

[zurück]


Neuigkeiten aus dem Bistum Osnabrück

Kompakte Informationen zur Trauer bei Kindern
Wie kann ich Kinder in ihrer Trauer begleiten, wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben? Sollen Kinder zur Bestattung mitkommen? Und in welchem Alter verstehen Kinder überhaupt, was sterben bedeutet? Im Flyer "Wenn Kinder trauern" gibt es kompakte Antworten auf schwierige Fragen.

Untersuchung bestätigt schweren Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt durch früheren Leiter der psychologischen Beratungsstellen
Ein früherer Leiter des Referats für Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück hat sich in seiner Amtszeit zwischen 1969 und 1996 schweren Machtmissbrauchs und vielfältiger Gewaltanwendung gegen ehemalige Mitarbeiter und Klienten schuldig gemacht.

Gottes-Orte
Gerade bin ich in Irland, in Kylemore Abbey. Dort verbringe ich jährlich einige Wochen zur Meditation. Die großartige Landschaft von Connemara erleichtert es mir, zur inneren Mitte zu finden und Abstand zum Alltag zu bekommen.

Stein des Anstoßes
Ein Stein, der Freude verbreitet und Hoffnung schenkt - so einen hat Vera Jansen am Rande der 72-Stunden-Aktion gefunden. Warum er sie an den unermüdlichen Einsatz der rund 5000 jungen Menschen erinnert, die im Rahmen der 72-Stunden-Aktion im Bistum und darüber hinaus Gutes tun, das erzählt sie hier im Bibelfenster.

Beruf(ung)?! Priester und Diakon(in)
Die Berufe Priester und Diakon sind in der römisch-katholischen Kirche aktuell Männern vorbehalten. Doch schon seit vielen Jahren gibt es auch Frauen, die eine Berufung spüren und sich für eines dieser Ämter weihen lassen möchten. Hier erzählen Menschen aus dem Bistum Osnabrück von ihrer Berufung.

Jürgen Scholz wird Pfarrbeauftragter
Diakon Jürgen Scholz wurde zum 15. April zum Pfarrbeauftragten in der Pfarreiengemeinschaft St. Bonifatius Westrhauderfehn-Langholt und St. Bernhard, Westoverledingen-Flachsmeer ernannt. Er übernimmt somit in den Pfarrgemeinden eine Leitungsposition.

Verrückt oder ein Zeichen Gottes?
Franz von Assisi hat nicht nur die Krippe erfunden vor genau 800 Jahren, sondern als erster Mensch überhaupt Wundmale an Händen und Füßen und an seiner Seite gespürt. Was für eine Story! Was es genau damit auf sich hat, dazu mehr in diesem Blogbeitrag.

"Stehen geschlossen hinter der jüdischen Gemeinde"
Erklärung des Runden Tisches der Religionen und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück e.V.

Fortbildung "Diakonische Leitungsdienste für Frauen" - zwei Absolventinnen aus dem Bistum Osnabrück
Vor dreieinhalb Jahren haben sich 13 Frauen mit der Fortbildung "Diakonische Leitungsdienste für Frauen in der Kirche" auf einen spirituellen Weg gemacht. Auch aus dem Bistum Osnabrück gab es zwei Teilnehmerinnen: Gabriele Kuhlmann und Andrea Tüllinghoff haben den Kurs erfolgreich abgeschlossen.

Glauben mit allen Sinnen
Jesus ist gestorben und von den Toten auferstanden - das zu glauben fiel sogar seinen Jüngern schwer ... Eva Gutschner schreibt in diesem Bibelfenster darüber, wie es trotzdem gelingen kann. Und sie ermutigt dazu, Gott mit allen Sinnen zu suchen und zu begreifen.

"The Week" als Projekt in der Schule
Aufgabe von Schulpastoral ist es auch, "Jugendliche in ihrem Engagement für eine intakte natürliche Umwelt und bei ihrer Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil zu unterstützen." (Die deutschen Bischöfe (2020): Im Dialog mit den Menschen in der Schule. Eckpunkte zur Weiterentwicklung der Schulpastoral., S. 40f.). Was liegt also näher, als dass sich Schulpastoral für folgendes Projekt […]

3 Fragen zum Religionsunterricht an … Christian Fühner
Christian Fühner ist Mitglied des Niedersächsischen Landtages und seit 2022 bildungspolitischer Sprecher (CDU)