von Elisabeth Tondera | NOZ 23.01.2023 In Messingen ist in der ehemaligen Sakristei der Kirche St. Antonius ein Abschiedsraum eingerichtet worden. Dort können sich die Angehörigen in würdiger Atmosphäre von ihren Verstorbenen verabschieden.
„Die Friedhofskapelle ist in die Jahre gekommen. Seitens des Kirchenvorstands gab es schon seit längerer Zeit Überlegungen, wie man damit umgehen will“, sagt Alwine Röckener in der Kirche St. Antonius in Messingen.
Vor anderthalb Jahren ist der Kirchenvorstand, zu dem auch Andrea Knue und Alois Schmit gehören, neu zusammengestellt worden und hat entschieden, dass die Friedhofskapelle weder saniert noch neu gebaut wird. Die Kosten dafür wären zu hoch gewesen.„In Messingen haben wir die besondere Situation, dass die Kirche mitten auf dem Friedhof steht, und so haben wir überlegt, dass wir einen Abschiedsraum in der Kirche schaffen könnten“, erzählt Röckener weiter. Die Kirchengemeinde, die politische Gemeinde und das Bistum haben die Idee positiv angenommen.
Alois Schmit weist darauf hin, dass diese Lösung sehr günstig sei, denn die Räume waren bereits vorhanden und mussten nur neu aufgeteilt werden. Der Abschiedsraum befindet sich in der ehemaligen Sakristei, die nun, stark verkleinert, im angrenzenden ehemaligen Beichtzimmer untergebracht ist.
„Inhaltlich ist es wichtig gewesen, das Thema ‚Tod und Sterben‘ in die Mitte, in die Kirche hineinzuholen. Dadurch wird es präsenter“, sagt Alwine Röckener. In der Gemeinde komme der Gedanke sehr gut an. Das zeige sich auch daran, dass, seit die Idee bekannt wurde, die Beerdigungen nicht mehr aus der Friedhofskapelle, sondern aus der Kirche heraus stattfinden.
„Es war wichtig, dass wir die Gemeinde von Anfang an beteiligt haben. Wir haben die Pläne erläutert und die Baufortschritte gezeigt“, so Andra Knue vom Kirchenvorstand.
Der Abschiedsraum befindet sich im Anbau der Kirche, der durch eine Seitentür zugänglich ist. Öffnet man die Tür, geht das Licht an, der stilisierte Korpus des Gekreuzigten in der Mitte der Stirnwand leuchtet auf, sanfte Musik erklingt. An einer Wand mit Waldtapete steht ein gemütliches Sofa mit bunten Kissen und einer warmen Decke.
Es ist ein Raum, der zum Verweilen einlädt, hier können sich die Angehörigen in einer angenehmen Atmosphäre von dem Verstorbenen verabschieden. „Das war immer mein Anliegen“, meint Alwine Röckener. Es sei ein Ort der Ruhe. Alles, was mit der Trauerfeier verbunden sei, das Rosenkranzgebet, der Wortgottesdienst, das Requiem, finde in der Kirche direkt nebenan statt.
Im Unterschied zu einem Kühlraum in der Friedhofskapelle steht der Sarg im Abschiedsraum auf einer Kühlplatte. Den Katafalk, also die Plattform, auf welcher der Sarg ruht, hat Alois Schmit angefertigt, von Beruf Tischlermeister. Auch die Stirnwand mit dem ausgeschnittenen Korpus ist sein Werk. Er öffnet den Katafalk auf der Kopfseite und zeigt den Kompressor, der in dem Moment, in dem jemand den Raum betritt, ausgeschaltet wird, damit das Geräusch nicht stört.
Die Baumaßnahme kostet rund 100 000 Euro, die Kosten teilen sich die Kirchengemeinde, die politische Gemeinde und das Bistum.