Fest der Versöhnung – Bußsakrament
Lingener Beichttag
in St. Bonifatius
„Mittwoch, 05.04.2023
von 09:00 Uhr - 21:00 Uhr
Kirchenbote Nummer 9, 01.03.2009
Thema: Beichte
Mit der Gnade Schritt halten
Menschen müssen nicht beichten, sie dürfen beichten / Klöster und große Innenstadtkirchen werden zu Beichtzentren
Von Kathrin Linnemann
Osnabrück. „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ fordert der Priester am Aschermittwoch die Gläubigen auf. Dass dazu nach katholischem Verständnis auch die Beichte gehört, ist einerseits in Vergessenheit geraten und wird andererseits neu entdeckt.
Vor einigen Jahrzehnten gehörte die regelmäßige Beichte am Samstag zum Pflichtprogramm, erinnert sich Pater Bernhard Leisenheimer aus dem Kloster Lage-Rieste. Was sich damals im Beichtstuhl abgespielt habe, sei eine Beichte im Schnelldurchlauf gewesen: „Wenn es hochkam, hat sie fünf Minuten gedauert.“ Der Gewissensspiegel aus dem Gotteslob habe bei dem Beichtenden oft zu einem automatischen Aufzählen der Verfehlungen geführt. Umgehrt habe er in der Beichte keinen seelischen Zuspruch erfahren.
Niemand will zwischen Tür und Angel beichten
Wer heute beichtet, sucht oft gerade die Aussprache. Dompfarrer Ulrich Beckwermert berichtet, dass es meist ein oder zwei Themen sind, an denen sehr viel hängt und die die Menschen in die Beichte tragen. „Das Sakrament läuft nicht aus, es wird anders empfangen“, sagt Beckwermert.
Auch Pater Bernhard Leisenheimer sieht einen neuen Umgang. „Die Menschen sind sensibel. Sie wollen weder abserviert werden noch jemandem die Zeit stehlen“, stellt er fest. Beichte ist nichts, was sie zwischen Tür und Angel erledigen wollten. „Heute feiert ein Priester zwei bis drei Abendmessen. Wann soll er sich da in den Beichtstuhl setzen?“, überlegt Pater Bernhard
Leisenheimer. Er vermutet daher, dass es immer mehr Zentren für die Beichte geben werde, Orte wie große Innenstadtkirchen, Klöster und Wallfahrtsorte.
In den Innenstadtkirchen kann der Gläubige anonym beichten, in einem Kloster wie in Lage-Rieste ist die Beichte oft mit einem seelsorgerischen Gespräch verbunden. Verschiedene Menschen haben Pater Bernhard zu ihrem regelmäßigen Beichtvater erwählt. Sie kennen ihn durch seine Aushilfen in anderen Pfarreien, von Einkehrtagen oder auch durch Mundpropaganda.
Worum es in der Beichte geht, fasst für Pater Bernhard ein Zitat des Kirchenlehrers Augustinus gut zusammen, der zu Gott sagt: „Wer bin ich, dass Du von mir geliebt werden willst?“ „Augustinus hat sich von einem Gott treffen lassen, der Interesse am Menschen hat und möchte, dass dieser heil wird und dass sein Leben gelingt“, erläutert Pater Bernhard die Beziehung von Gott zu den Menschen,
Wie Pater Bernhard richtet auch Dompfarrer Beckwermert sein Auge auf die positiven Aspekte.
„Im Zentrum der Beichte steht nicht die Sünde, sondern die Lossprechung“, sagt er. Als Seelsorger ist er sich bewusst, dass der Begriff der Sünde heute missverständlich sein kann. Um deutlich zu machen, was der theologische Begriff meint, zieht Beckwermert es vor, von dem Trennenden zu sprechen, da dies die Wirkung der Sünde sei: „Sie trennt den Menschen von anderen, von Gott und von sich selbst. Die Beichte kann die Trennungen überwinden.“ „In der Beichte macht der Mensch die Erfahrung, dass jemand da ist, zuhört, vergibt und mit Liebe antwortet“, erläutert Dompfarrer Beckwermert. Pater Bernhard hat sich einmal mit einer Psychotherapeutin unterhalten, die erlebt hat, wie einer ihrer Patienten auf einmal eine größere Leichtigkeit zeigte. Als sie erfuhr, dass der Patient bei der Beichte war, zeigte sich die Therapeutin wenig verwundert. „Ich kann Menschen helfen, ihre Schuld zu verarbeiten, aber ich kann sie ihnen nicht nehmen“, habe sie das Geschehen kommentiert.
Das eigene Leben neu ordnen
Dass Schuld oftmals nur an großen Vergehen festgemacht wird, halten Pater Bernhard und Pfarrer Beckwermert für falsch. „Kleine Fehler sind nicht deswegen weniger schlimm, weil jeder sie hat“, befindet Dompfarrer Beckwermert. Beide Geistliche sind sich einig, dass jeder Mensch einer Selbstreflexion bedarf. Dabei geht es den Seelsorgern nicht darum, dem Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden, sondern Wege der Korrektur und des Neuanfanges aufzuzeigen. Pater Bernhard kennt einen Mann, der sich die Beichte zu bestimmten Ereignissen vorgenommen hat: vor Weihnachten und Ostern, am Geburtstag, Namenstag und Hochzeitstag. An seinem Geburtstag fragt er sich nach seinem Umgang mit dem Leben. Am Namenstag denkt er darüber nach, wo er seinem Taufpatron in seinem Leben nacheifern könnte. Zum Hochzeitstag reflektiert er, wie er sich als Ehemann und Vater verhält. „Die Beziehung zur Beichte wird ganz lebendig, wenn wir wissen, dass wir das Sakrament nicht empfangen müssen, wir dürfen es“, sagt Pater Bernhard. „Gott gewährt dem Menschen eine Würde, wie sie kaum fassbar ist.“ Die Beichte helfe, „mit der Gnade ein wenig Schritt zu halten“. Wie erlebt er als Beichtvater die Beichte? Aufgeregt sei er nicht, sagt Pater Bernhard, dennoch sei die Beichte in 30 Jahren für ihn nie zur Routine geworden.
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Letzte Aktualisierung am 22.04.2013.
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